Schwäbisch für Besserwisser

Volk der Bruddler

Wenn der Schwabe grantig ist, dann bruddelt er. Das ist eine vergleichsweise geräuscharme Möglichkeit, seinen Unmut anhaltend kundzutun.

Wenn einmal der Zorn in ihm hochkocht, kann auch der Schwabe fuchsteufelswild und ziemlich laut werden. Solche Temperamentsausbrüche sind bei ihm zwar nicht auszuschließen, doch neigt er eher zu verhalteneren, dafür aber umso anhaltenderen Unmutsäußerungen, etwa zum Bruddeln. Diese Verhaltensweise bevorzugt er, wo kein unmittelbarer Handlungsbedarf besteht, wenn ihm etwas zwar nicht passt, er jedoch lautstarken Protest für sinnlos, übertrieben oder inoportun hält. Dann bruddelt er lieber.

Bruddeln tut, wer nicht ganz, sondern nur halb narret ist. Es ist introvertierter als das Schimpfen, ähnelt dem Schmollen, welches allerdings auch lautlos zu bewerkstelligen ist. Im Gegensatz dazu ist das Bruddeln mit verbalen Äußerungen verbunden, die jedoch eher an sich selbst, als an ein Publikum gerichtet sind. "Widerwärtig brummen, murren, seine Unzufriedenheit halblaut zu verstehen geben", so definiert Fischers Schwäbisches Wörterbuch. Man sagt daher auch "vor sich náá bruddle": Die Umwelt soll ruhig mitbekommen, dass man sich über etwas oder über jemanden ärgert, doch liegt es nicht in der Absicht des Bruddelnden, sich auf Diskussionen über die Gründe seines Unmuts einzulassen. Er belässt es dabei, ihn kundzutun und schließt dies Äußerung gerne ab mit dem Satz "Ha, isch doch au wôhr!" Ist er versöhnlich gestimmt, hangt er noch ein "Oder?" an.

von Henning Petershagen

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